Nella Beinen – Todesengel am Niederrhein

Dieser Roman bildet offensichtlich den Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den Kommissar Olli Rattke vom Niederrhein. Die selbst ebenfalls in dieser Region lebende Autorin stellt einen flüssig geschri ebenen und nie wirklich langweiligen Krimi mit erfrischend natürlichen Figuren und durchweg lebensechten Dialogen vor.

Olli Rattke liebt seinen Beruf und gerade jetzt macht er sogar gerne freiwillig Überstunden und Wochenenddienst. Denn zuhause wartet nicht nur sein geliebter Ehemann, sondern auch dessen streit- und unbelehrbare Mutter, die vorübergehend bei ihnen wohnt. So ist Olli nicht böse, als er von der Staatsanwältin einen neuen Fall zugeteilt bekommt. Ein bereits vor vier Jahren im Pflegeheim Verstorbener könnte keines natürlichen Todes gestorben sein. Die Verwandten haben den Verdacht, er könne ebenfalls ein Opfer der als „Todesengel vom Niederrhein“ titulierten Serienmörderin Tamara Lierger sein, die als Pflegerin in solchen Heimen mehrere Menschen von „ihrem Leiden erlöste“.

Mühsam nur entschlüsselt Olli zusammen mit seinem Kollegen Ingo die Spuren, verhört Verdächtige und kommt so langsam der Lösung des Falles näher. Dazwischen verderben ihm die immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit seiner Schwiegermutter die Laune, führen diese doch auch zu Streitereien mit seinem Ehemann Lars.

Es ist eigentlich alles perfekt und doch plätschert die Handlung ziemlich dahin, ohne dass wirklich Dramatik oder Spannung entsteht. Es geschieht nicht viel, die Ermittlungen, so realistisch sie geschildert sind, verlaufen recht geruhsam, ohne wirkliche „Action“. Man ahnt zwar irgendwann, wo der Täter oder die Täterin zu finden sein könnte, doch die Lösung am Ende ist dann doch einigermaßen gut konstruiert.

Jedoch sind die Konflikte und Streitigkeiten zwischen dem ermittelnden Kommissar Olli und seinem Ehemann Lars um dessen im Haus wohnende Mutter recht aufgebauscht, mir ehrlich gesagt etwas zu trivial, und sie tragen, für den großen Raum, den sie im Buch einnehmen, nicht wirklich den ganzen Roman. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass jemand, der in ähnlicher Situation steckt wie der Protagonist dieses Romans, das vermutlich tatsächlich als alles überschattend empfinden kann. Nur ist es vielleicht gerade deswegen zu alltäglich, um eine solche Rahmenhandlung in einem Roman zu bilden.

Ich las diesen Krimi sehr gerne und mochte ihn auch nicht aus der Hand legen, bevor ich das Ende erreicht hatte. Dennoch fehlt mir so das gewisse Etwas. Vielleicht kommt es dann mit dem zweiten Band, den ich auf jeden Fall ebenfalls lesen möchte. Nella Beinen – Todesengel am Niederrhein
TwentySix, August 2022
Taschenbuch, 293 Seiten,  12,99 €

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