Ray Bradbury – Zen in der Kunst des Schreibens

Um einmal gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Dies ist das erste Buch über das Kreative Schreiben aus dem Autorenhaus Verlag, das mich enttäuscht. Oder besser ausgedrückt: das meine Erwartungen nicht erfüllt hat.

Wer kennt ihn nicht? Ray Bradbury, seines Zeichens Meister der Science-Fiction, Autor so berühmter Bücher wie Fahrenheit 451 und Die Mars-Chroniken sowie Hunderter Kurzgeschichten. Der 2012 verstorbene Schriftsteller war auch Autor unzähliger Essays über das Schreiben. Und genau davon sind im vorliegenden Buch einige vereint.

Das ist aber auch genau das, was ich dem Buch ein wenig vorwerfe. Es wird weder im Klappentext noch auf der Verlagsseite darauf hingewiesen, dass es sich um einzelne Aufsätze handelt, die noch dazu teilweise über 50 Jahre alt sind. So bin ich eben leider an die Lektüre des Buches mit falschen Erwartungen herangegangen.

In diesen Aufsätzen schildert Bradbury vor allem seine eigene Herangehensweise an das Kreative Schreiben. An den Beispielen seiner Bücher und Kurzgeschichten beschreibt er, wie er Ideen findet und aufgreift, wie er sie umsetzt und wie er seine Texte schreibt. Wobei letzteres wörtlich zu verstehen ist: Er schildert in der Tat, wie und wo er seine Bücher geschrieben hat, unter welchen Umständen, mit welchen Hindernissen er zu kämpfen hatte und ähnliches.

All das ist einigermaßen interessant, insbesondere für Kenner seiner Romane. Aber es sind eben, wie im Untertitel vermerkt, die Kreativtechniken eines Schriftstellers. Es sind keine konkreten Hilfestellungen, es sind keine Anleitungen oder Anregungen. Es sind die Erfahrungsberichte eines erfahrenen Autors. Nicht mehr, aber natürlich auch nicht weniger.

Es ist wie immer bei Enttäuschungen: sie bedeuten die Aufhebung einer Täuschung. Ich bin der Täuschung erlegen, von diesem versierten und erfolgreichen Schriftsteller etwas für mein eigenes Schreiben lernen zu können. Dies ist sicher für viele, die sein Buch lesen, möglich. Auch wenn einige Aspekte, die er beschreibt, auf die heutige Zeit meines Erachtens nicht oder nur sehr bedingt übertragbar und damit umsetzbar sind.

So mancher Satz aus seinen Texten bleibt allerdings in Erinnerung. Und sollte dies auch. „Wenn Sie ohne Leidenschaft, ohne Gusto, ohne Liebe, ohne Freude schreiben, sind Sie kein echter Schriftsteller.“ (S. 20).

Eine interessante Lektüre ist das Buch in jedem Fall. Und deswegen natürlich trotz allem empfehlenswert. Man muss nur mit den richtigen Erwartungen herangehen.

Ray Bradbury – Zen in der Kunst des Schreibens: Kreativtechniken eines Schriftstellers von Weltrang
aus dem Amerikanischen von Kerstin Winter
Autorenhaus Verlag, 2016
Gebundene Ausgabe, 176 Seiten, 16,99 €

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