Kategorie: Rezension
Jasmin Seidel – Lost Places am Bodensee
Was ist es, das diese Faszination ausmacht, mit der wir die sogenannten „Lost Places“ betrachten? Warum zieht es insbesondere Fotografen an diese verlorenen Orte? Wären fröhliche, bunte Szenerien nicht viel schönere Motive?
Die Antworten auf diese Fragen habe ich auch nicht. Faszinierend finde ich die an solchen verlassenen, teils verfallenen Objekten entstandenen Fotografien gleichwohl. Jasmin Seidel hat solche gelungenen Aufnahmen in diesem Band zusammenfasst, Aufnahmen, die sie an ganz unterschiedlichen Orten rund um den Bodensee gemacht hat.
(mehr …)Angelika Koch – Die Eifel und die Milch der Unschuld
Ein weiterer Roman mit dem sympathischen Kommissar Baltes aus der titelgebenden Eifel. Der Ermittler hatte mir bereits im ersten Band der Autorin gut gefallen, weil er so „normal“ ist, kein ständig mit tiefgreifenden psychischen Problemen behafteter, einsamer Wolf, sondern ein ganz normaler Ehemann, dessen einziges Manko seine philosophische Ader ist.
(mehr …)Sharon Bolton – Beste Freunde
aus dem Englischen von Marie-Luise Bezzenberger
Was für ein Thriller! Schon eine ganze Weile hat mich kein Buch mehr so gefesselt, war ich so gebannt und war die Handlung dermaßen spannend. Die englische Autorin, die mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde, war mir bislang ganz unbekannt, aber ich kann schon jetzt sagen, dass dies nicht das letzte Buch von ihr war, das ich gelesen habe.
(mehr …)Alexa Hennig von Lange – Die karierten Mädchen
Es tut mir wirklich sehr leid, aber zu diesem Buch fällt mir absolut nichts positives, nichts lobenswertes ein. Normalerweise finde ich immer ein gutes Korn, auch in dem schrecklichsten Roman. Doch hier blieb die Suche danach erfolglos. Dennoch gibt es natürlich mit Sicherheit Leserinnen, die von dem Roman der erfolgreichen, mir bislang jedoch unbekannt gewesenen Autorin begeistert sind. So verschieden sind eben die Geschmäcker.
(mehr …)Jutta M. Ingala – 52 kleine & große Eskapaden im Osten der Niederlande
Zugegeben, ich liebe diese Eskapaden-Reihe des DuMont Reiseverlags. Schon die äußere Aufmachung, Haptik und Gestaltung macht einfach Freude. Es macht Freude, in diesen Büchern zu blättern, dabei davon zu träumen, die beschriebenen Orte aufzusuchen, dort zu schlendern, zu verweilen oder was immer man dort jeweils unternehmen kann.
(mehr …)Fabienne Maris – Hitzewelle
Noch ein in diesem Jahr erschienener Roman, der in einem heißen Sommer spielt. Aber ein heißer Tipp!
Im Mittelpunkt des Romans steht Jonathan, der zu Beginn der Handlung 35 Jahre alt wird. Er ist ein sehr einsamer, sehr stiller Mensch, ein Mann mit festen Gewohnheiten. So geht er samstags in den Supermarkt, sonntags holt er sich die Zeitung und Brot im Laden nebenan. Er schlägt die Zeit tot mit Kreuzworträtseln und mit Fernsehsendungen.
(mehr …)Wlada Kolosowa – Der Hausmann
Ungewöhnlich, abgedreht, so ganz anders. Das sind die Begriffe, die mir als erstes zu diesem Buch einfallen. Bei dem ich auch erst einmal überlegen muss, ob man es als Roman bezeichnen kann. Das ist es ohne Frage, aber es ist auch eine Graphic Novel, ein Chatprotokoll, ein Blog und überhaupt eine gelungene Mischung aus witzigen, kritischen, psychologischen und spannenden Bestandteilen, die ein durchaus interessantes und fesselndes Ganzes formen.
(mehr …)Alex Capus – Susanna
Es sind mit der Zeit schon einige Romane von Alex Capus, die ich gelesen und sehr gemocht habe. Sie sind meist vielschichtig, ruhig und doch spannend. Oft haben sie auch einen historischen Hintergrund.
Dies gilt auch für seinen neuen Roman „Susanna“, der die Geschichte der Susanna Faesch (1844-1921, Künstlername Caroline Weldon) erzählt, einer in der Schweiz geborenen Malerin, die als Jugendliche mit ihrer Mutter nach Amerika auswandert. Zu einer Zeit voller Umbrüche und Wandlungen. Elektrizität und Dampfkraft nehmen an Bedeutung zu, die Städte verändern sich gravierend und im Westen der USA gibt es immer wieder heftige Kämpfe zwischen den neuen Siedlern und den verschiedenen Indianerstämmen.
(mehr …)Bettina Reimann – Aller-Wolf
Ein Krimidebüt, das absolut gelungen ist. Bettina Reimann, Journalistin mit ganz offensichtlich kriminalistischer Spürnase, stellt ein sehr sympathisches Ermittlertrio vor, das auf Fortsetzungen hoffen lässt.
Es ist ein solider, klassischer Kriminalroman, den man mit großer Freude und noch mehr Spannung liest. Denn das ist er, durchgängig spannend, mit immer neuen Wendungen, fast könnte man ihn einen Pageturner nennen – ich jedenfalls habe ihn in einem Rutsch ausgelesen.
(mehr …)Julia Karnick – Am liebsten sitzen alle in der Küche
Dieser Roman ist dann doch ziemlich anders, als Titel und Klappentext erwarten lassen. Weder ist er so humorvoll noch so spritzig, wie beides glauben macht. Dennoch, vor allem aufgrund der authentisch geschilderten Frauenfiguren, mit lebensechten, alterstypischen Problemen und Sorgen, ist das Buch eine angenehme Lektüre.
(mehr …)Liz Nugent – Auf der Lauer liegen
aus dem Englischen von Kathrin Razum
Wer den Film oder das Buch „Psycho“ liebt, sollte unbedingt dieses Buch von Liz Nugent lesen. Ein ganz anders gestrickter Plot, aber ebenso tief- wie abgründig, ebenso spannend wie unvorhersehbar. „Auf der Lauer liegen“ – ein nicht schlecht gewählter, aber in die Irre führender Titel – ist das Psychogramm einer soziopathischen Familie, deren Mitglieder so scharfsinnig skizziert, so kaltblütig seziert werden, dass manche Szene die Leserin in den Schlaf verfolgt.
(mehr …)Christiane Wünsche – Wir sehen uns zu Hause
Ein ungeplanter Road-Trip soll es richten. Anne hat gerade ihren Mann Peter verloren. Ganz plötzlich erlag er einem Herzinfarkt, kurz bevor sie zusammen mit ihrem Wohnmobil nach Skandinavien reisen wollten.
Anne, die Protagonistin dieses neuen Romans der Bestsellerautorin aus dem Rheinland, trauert sehr um den geliebten Mann. Um dem leeren Haus zu entfliehen, fährt sie schließlich allein los. Doch statt nach Schweden und Dänemark zu fahren, bleibt sie erst auf Rügen hängen, um dann von dort weitere Stationen in den sogenannten neuen Bundesländern anzusteuern.
(mehr …)Una Mannion – Licht zwischen den Bäumen
aus dem Englischen von Tanja Handels
Ganz entgegen meiner üblichen Art habe ich dieses Buch sehr langsam gelesen, über mehrere Tage und habe dabei jeden einzelnen Satz inhaliert. Der Roman, das Debüt der für ihre Kurzgeschichten mehrfach ausgezeichneten Autorin, ist etwas ganz besonderes. So sehr, dass er mich bis in den Schlaf verfolgte mit seiner minutiös aufgebauten Spannung und mich die Figuren durch den Tag begleiteten, als wären sie leibhaftig.
(mehr …)Jutta Mehler – Mord mit Liebesperlen
Ein weiterer Krimi aus der Feder der niederbairischen Autorin, Jahrgang 1949, mit den drei umtriebigen alten Damen Hilde, Thekla und Wally auf der Pirsch. Und wieder hat mich an dem zwar sehr unterhaltsamen, wenn auch recht seichten Roman dieser sehr unrealistische Aspekt gestört, dass drei Privatpersonen – noch dazu in derart fortgeschrittenem Alter – so ohne weiteres ermitteln können (und das diesmal sogar mit dem Segen der Polizei) und dass alle Befragten dann auch noch stets bereitwillig Auskunft geben.
(mehr …)Franziska Gänsler – Ewig Sommer
Dies ist wieder einmal so ein Roman, bei dem ich hin- und hergerissen bin. Inhaltlich ist er hoch aktuell und dramatisch, sprachlich herausfordernd und gelungen, nur was Spannung und Handlungslauf angeht, fehlt mir etwas.
(mehr …)Beate Ferchländer – Das Teigtascherldebakel
Ein bisschen überfrachtet ist er ja schon, der neue Krimi der österreichischen Autorin, ein bisschen unwahrscheinlich, aber Spaß macht er doch. Das liegt vor allem sicher an den herrlich überzeichneten Figuren, die alle irgendeinen Knacks im Gebälk haben – und das schließt ausdrücklich den ermittelnden Kommissar mit ein.
(mehr …)Leonie Swann – Miss Sharp macht Urlaub
So richtig bin ich nicht warm geworden mit dem Roman und seinen Figuren. Denen ich in diesem Roman auch zum ersten Mal begegnete, dabei gibt es einen Vorgängerband, den ich jedoch nicht gelesen habe.
Im Mittelpunkt steht eine Gruppe von Seniorinnen und Senioren, die in einer Wohngemeinschaft auf Sunset Hall leben.
(mehr …)Matthias Heine – Ausgewanderte Wörter
Dass wir in unserem Alltag viele eingewanderte Wörter verwenden, ist nicht neu. Jeden Tag sprechen wir von Computer, Fisimatenten oder ähnlichem. Aber aus unserer Sprache sind auch ganz viele Wörter ausgewandert, in alle Himmelsrichtungen und zu allen Zeiten.
Davon erzählt Matthias Heine in seinem Buch, das etliche Beispiele aufzählt. Viele davon sind bekannt, zum Beispiel Rucksack oder Kindergarten. Aber wer hätte gewusst, dass in Samoa das Wort „Fünfer“ angekommen ist oder im Ungarischen das Wort „Kupplung“.
(mehr …)Barbara Yelin, Miriam Libicki, Gilad Seliktar – Aber ich lebe
aus dem Englischen von Rita Seuß
Die Geschichte des Holocaust in Form eines Comics, als Graphic Novel? Kann das funktionieren? Daran zweifelte ich, als ich dieses Buch im Programm des C.H. Beck Verlags entdeckte, ich zweifelte, war aber auch neugierig. Daher habe ich es mir angeschaut und bin darin eingetaucht. Denn: es funktioniert fabelhaft.
„Vier Kinder überleben den Holocaust“, so lautet der Untertitel. Und genau darum geht es auch, um die Geschichten von 4 ganz unterschiedlichen Menschen, die in unterschiedlichen Ländern auf ganz unterschiedliche Weise die grausamen Schrecken überlebten.
(mehr …)Christopher Vogler – Die Odyssee der Drehbuchschreiber, Romanautoren und Dramatiker
aus dem Englischen von Frank Kuhnke
Bisher war ich der Annahme, nichts könnte ein besserer Schreibratgeber sein als meine „Schreibbibel“: Sol Steins „Über das Schreiben“. Was für ein Irrtum das war, merkte ich, als ich dieses Buch von Christopher Vogler, Story-Editor und Dozent, lesen durfte.
Wobei sich die beiden, in meinen Augen unentbehrlichen, Bücher keinerlei Konkurrenz machen. Im Gegenteil, sie ergänzen sich geradezu perfekt. Denn Sol Stein erklärt das Werkzeug und wie man es richtig und geschickt anwendet. Christopher Vogler dagegen beschäftigt sich mit dem Material, welches wir mit diesem Werkzeug bearbeiten. Sozusagen das Holz, an dem wir mit dem Hobel und dann der Feile arbeiten, bis am Ende das Möbelstück oder die Skulptur herauskommt, die wir erschaffen wollten.
(mehr …)Lutz Kreutzer (Hrsg.) – Schaurige Orte am Niederrhein
Es sind die üblichen Verdächtigen, die hier vertreten sind und spannende, kurzweilige und abwechslungsreiche Kurzgeschichten abliefern. So bekannte Autorinnen wie Jutta Profijt und Kirsten Püttjer, namhafte Autoren wie Volker Bleeck oder Klaus Stickelbroeck erzählen unheimliche Geschichten, die in Verbindung stehen mit Orten zwischen Xanten und Mönchengladbach, mit verfallenen Schlössern, verschütteten Höhlen und mit alten Bunkeranlagen.
(mehr …)Volker Jarck – Robuste Herzen
Eine Familiengeschichte, ein Psychogramm, eine Zeitreise – all das ist der neue Roman von Volker Jarck. Und dazu ist er wieder ganz wunderbar geschrieben, auf eine fast poetisch Art, mit fein ziselierten Sätzen.
Von seinem Debüt „Sieben Richtige“ war ich vollkommen begeistert. Dieser Autor kann einfach schreiben, formuliert auf jeder Seite Sätze, die man sich an die Wand pinnen und auswendig lernen möchte. „Was da jetzt noch schwer erkennbar zappelte, würde demnächst atmen, gleich danach trinken, und dann könnte es schnell gehen – zwischen Stehen, Sprechen, Gitarre oder Klavier spielen und der Abifahrt lägen gerade mal tausende von Sekunden oder Tagen, nur ein Windstoß in der Zeit.“ (S. 67).
(mehr …)Dagmar Maria Toschka – Hafenwasser mit Schuss
Dieser fröhlich-unbeschwerte Krimi ist die nahtlose Fortsetzung des Romans „Alte Anker rosten nicht“ der vom Niederrhein stammenden Autorin, den ich mit großer Freude und viel Spaß gelesen hatte. Auch hier, im Kölner Stadthafen, begegnen wir wieder der sympathischen Linda, die nun, frisch von Ehemann Adrian getrennt und daher wohnungs- und einkommenslos, erstmal in einem kleinen Boot von Freunden unterkommt.
(mehr …)Emily Henry – Kein Sommer ohne dich
aus dem amerikanischen Englisch von Katharina Naumann
Eine wirklich herzerwärmende Schmonzette mit zwei ungemein liebenswerten Hauptfiguren, nur leider ist die Story dabei aber etwas zu ausschweifend geraten.
Die Geschichte ist wirklich berührend, wenn auch altbekannt und vorhersehbar. Da der Roman aber wunderbar geschrieben ist, die Figuren beim Lesen heftig ans Herz wachsen und die Dialoge einfach nur herrlich witzig, anrührend und lebendig sind, liest man diesen Roman mit großer Freude.
(mehr …)Natascha Bub – Ein Bild von einer Frau
Ein kesses junges Mädchen, von seinen Fähigkeiten überzeugt, geht eine Wette ein mit einem bekannten Verleger. Das ist der Ausgangspunkt dieses Romans, der auf wahren Ereignissen beruht.
Zugrunde liegt dem Roman die Geschichte von Inge Schönthal, einer jungen deutschen Fotojournalistin, die ein weltbekanntes Foto von dem berühmtesten Schriftsteller der Welt macht. Es geht um Hemingway, in dessen Haus auf Kuba die junge Frau 1953 auftaucht, auf der Jagd nach einem noch nicht dagewesenen Fotomotiv.
(mehr …)Libby Page – Inselheimat
aus dem Englischen von Silke Jellinghaus
Eine Familiengeschichte, in der es um Vergangenheitsbewältigung, Aufarbeitung und Versöhnung geht. Darin spielt die Tatsache, dass diese Familie auf einer kleinen schottischen Insel lebt, eine nicht unwichtige Rolle.
Denn als Lorna eines Tages auf die Insel zurückkehrt, nach mehr als zwanzig Jahren, hat sich zwar einiges verändert, vieles aber wird sich nie ändern.
(mehr …)Claire Keegan – Kleine Dinge wie diese
aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
Ein regelrechtes Kleinod hat mir die Post da ins Haus gebracht. Vielen Dank an den Steidl-Verlag, der mir dieses Buch unverlangt zugeschickt hat. Ein kleines, ganz wunderbares Buch, von einer mir bis dahin gänzlich unbekannten irischen Autorin.
Claire Keegan, die unter anderem für ihre Erzählbände mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, erzählt die Geschichte eines guten Mannes. Die Handlung trägt sich zu in einer kleinen irischen Stadt im Jahr 1985.
(mehr …)Annika Büsing – Nordstadt
Die kämpferische Bademeisterin Nene und der zurückhaltende Boris, das Liebespaar des Jahres. So könnte man den Debütroman der im Ruhrgebiet geborenen Autorin zusammenfassen. Die beiden jungen Menschen sind Außenseiter: Sie ist traumatisiert von einer gewalttätigen Kindheit, von Einsamkeit und Lieblosigkeit. Er verdankt der Nachlässigkeit seiner Mutter die Erkrankung an Kinderlähmung, deren Folgen ihm bis heute Schmerzen und Ausgrenzung verursachen.
(mehr …)Sharon Gosling – Fishergirl’s Luck
aus dem Englischen von Sibylle Schmidt
Alles hinter sich lassen und neu anfangen, wer hätte davon nicht schon mal geträumt. Anna, die Protagonistin dieses Romans, tut genau das. Dabei allerdings schleppt sie viel Ballast, viele schmerzhafte Erinnerungen mit.
So vielversprechend sich der Klappentext liest, so vorhersehbar und so wenig überraschend ist der Plot.
(mehr …)Maren Gottschalk – Fräulein Steiff
Ein von einer Historikerin geschriebener Roman um eine reale Person könnte trocken, zu wissenschaftlich, wenig empathisch sein, so war meine Befürchtung. Völlig unbegründet, das kann ich mit Fug und Recht sagen, nachdem ich das Buch von Maren Gottschalk gelesen habe.
Bei der Lektüre standen mir immer die Bilder aus der Verfilmung des Schicksals von Margarete Steiff vor Augen, was aber erstmal kein Nachteil ist. Denn beide, Film und das vorliegende Buch, gehen behutsam daran, das Leben der Frau zu schildern, die trotz ihres gewaltigen Handicaps eine eigene Firma gründet, die Weltruhm erlangt. Und das im 19. Jahrhundert.
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